odmKurbel
7. Etappe


  Roncegno - Finonchio

Datum:

14.08.2003

 

 

Start:

09:00 Uhr

25° C, bedeckt/Regen

 

Ziel:

18:30 Uhr

13° C, bedeckt/Regen

 

Distanz:

62,1 km

Fahrzeit: 5:17 h

Höhenmeter: 2250 m

Geschwindigkeit:

12,8 km/h (Durchschnitt)

63,1 km/h (Maximum)

 

 

 

 

Uli sieht heute morgen ziemlich fertig aus. Er hat heftigen Durchfall und kann die Strecke nicht mit uns fahren. Wir empfehlen ihm eine Ruhepause und anschließend des Bus nach Rovereto, wo wir in dann am folgenden Tag wieder einsammeln wollen. Erstmals auf unserer Tour regnet es. Wir warten bis die heftigsten Schauer vorüber sind und begeben uns auf den Kaiserjägerweg. Irgendwie haben wir etwas anderes als eine asphaltierte Serpentinenstraße erwartet. Wir sind zwar etwas enttäuscht, genießen aber dennoch die gute Aussicht.

Ein ungutes Gefühl begleitet uns heute. Hätten wir Uli in seinem Zustand so zurücklassen dürfen? Ich rufe Uli an und stelle erstaunt fest, dass er bereits auf dem Bike sitzt. Er hat sich entschieden auf der Straße über den Passo Sommo zu unserem Tagesziel zu fahren. Wir halten dies für leichtsinnig und hoffen, dass er sich nicht überschätzt.

Bisher sind wir zumindest von außen trocken geblieben. Die gefühlte Luftfeuchtigkeit liegt bei ca. 95%. Der Schweiß läuft schlimmer als in der Sauna. Donnergrollen begleitet uns ständig.

Am Passo Sommo überfällt uns die Lust auf Pizza. Ein weiterer kontrollanruf bei Uli führt zu der Erkenntnis, dass er ca. 10 min. entfernt auf einer Wiese sitzt und sich ausruht. Während wir die letzten Bissen unserer Pizzen verschlingen, trifft Uli ein und nimmt sich das letzte Stück meiner Pizza Diabolo. Damit nicht genug, bestellt er sich gleich noch eine eigene Pizza mit Sardellen und Kapern. Unverständnis von allen Seiten. Was macht er da eigentlich? Statt seinem Körper etwas Gutes zu tun, malträtiert er ihn noch durch körperliche Belastung und unpassende Nahrung.



Unsere Wege trennen sich danach wieder. Wir biegen ab zum Forte Sommo Alto, einer Festung aus dem ersten Weltkrieg. Uli fährt auf der Straße weiter. Das Fort unterscheidet sich äußerlich kaum von Burgruinen. Erstaunt sind wir aber, als wir im Inneren auf einen unterirdischen Sicherheitstunnel stoßen, der über 195 Stufen auf die andere Bergseite führt.

   

Nun setzt der Regen leider doch noch ein. So brechen wir auf, um die letzten 350 Hm zum Rifugio Finonchio hinter uns zu bringen. Die Auffahrt ist steil, grobschottrig und bei Regen wirklich mies zu fahren . In diesem Moment wird mir wieder bewusst, dass wir bisher riesiges Glück mit dem Wetter hatten. Hätten wir dieses Wetter schon ein paar Tage, wären wir sicherlich total demotiviert.

Als wir die Hütte erreichen, treffen wir Uli in voller Radmontur tief schlafend an. Bereits im Vorfeld hatten wir über unser Quartier nichts Positives erfahren. Mit einer Mischung aus Skepsis und Neugier kamen aber auch wir nicht um die Hütte herum.

Das Rifugio Finonchio “F. Ili Filzi” erhält umgangssprachlich schnell die Bezeichnung Filzlaushütte. Die Hüttenmutter spricht kein Wort deutsch oder englisch. Anscheinend gibt es keinen Kühlschrank, deshalb nur warme Getränke. Bier und Cola gibt’s nur aus der Dose. Geduscht wird auf einer Holzpalette, die über die Toilettenschüssel gelegt wird. Einen Brausekopf gibt es nicht, das Wasser läuft direkt aus dem Schlauch. Bergromantik pur.

Mühsam machen wir der Wirtin klar, dass wir uns nach einer Megaportion Spaghetti sehnen. Sie nickt verständnisvoll und bringt uns ein “Appetithäppchen”. Wir bestellen sofort die gleiche Menge nach und hoffen davon satt zu werden.

Die Nacht verbringen wir in 4 Doppelstockbetten. Die Matratzen biegen sich so stark durch, dass man unwillkürlich an Hängematten erinnert wird. Wer wohl bereits alles verschwitzt in diesen Filzlausdecken aus dem ersten Weltkrieg geschlafen hat?